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St. Marien-Kirche

Vorschaubild St. Marien-Kirche
Vorschaubild St. Marien-Kirche

Kleiner Führer durch die Delver Kirche

 

Das Kirchengebäude

Die Delver Kirche, zu Anfang des 13. Jahrhunderts als spätromanischer Feldsteinbau mit länglichem Kastenchor errichtet, trägt den Namen „St. Marien”.

Das Mauerwerk ist im Laufe der Zeit stellenweise mit Ziegelsteinen erneuert worden. Nord– und Südportal sind vermauert und bis auf das kleine Chorfenster der Ostwand wurden sämtliche Fenster deutlich vergrößert. Die Westwand schließlich erfuhr im Jahre 1898 eine Totalerneuerung unter Verwendung roter Backsteine.

Der neugotische Dachreiter über der östlichen Hälfte des Kirchenschiffes datiert aus dem Jahr 1877. Schlank und hochragend und mit vergoldeter Kugel und dem Hahn auf der Spitze ausgeführt, ist er als markantes Merkmal in der Landschaft weithin sichtbar. Die nach Norden, Westen und Süden weisenden Zifferblätter der eingebauten Funkuhr mit dem Halb– und Ganzstundenschlag geben die korrekte Zeit an.

 

Das Kircheninnere

Innen zeigt sich dem Betrachter ein klar gegliederter Raum. Ein leicht spitzbogiger Chorbogen trennt Chor und Kirchenschiff. Der rückwärtige Blick geht auf eine über die ganze Breite des Raumes gehende Empore mit Orgelprospekt. Die von der Firma Paschen, Kiel, gebaute Orgel wurde 1976 in Betrieb genommen.

Der Altar aus dem Jahre 1652 fällt durch das große Gemälde der Kreuzigung im doppelbogig geschlossenen Mittelfeld und dem sich darunter befindlichen kleineren Abendmahlsbild auf, umgeben von den Freifiguren Moses, Johannes der Täufer (seitlich), den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes (im oberen Teil), des Schmerzensmannes und — als Bekrönung — des segnenden Christus.

Die Bronzetaufe aus dem 13. Jahrhundert mit Fußring, vier Trägerfiguren und kesselförmigem Taufbecken ist der älteste Schatz der Kirche. Die Taufschüssel dagegen ist aus neuerer Zeit und aus Messing gefertigt.

Die Kanzel mit reich geschnitztem fünfseitigem Korb und goldenen Inschriften in mittelniederdeutscher Sprache trägt die Jahreszahl 1618.

Sehr wertvoll ist die geschnitzte Kreuzigungsgruppe links vom Schwibbogen an der Ostwand des Kirchenschiffes. Sie stammt aus vorreformatorischer Zeit und ist über 600 Jahre alt.

Im Chor steht an der linken Wand eine große Grabplatte aus Sandstein mit der Inschrift Karstens † 1580 sowie Symbolen der Evangelisten. Drei Wappen sind erkennbar.

An der linken Außenwand (Nordwand) fällt der Blick auf das Bild „Herr hilf, wir verderben” von Professor Hans Groß aus Heide. Er übergab der Kirchengemeinde Delve das großformatige Gemälde 1969 als Schenkung.

Bei der an der Südwand hängenden Kopie von Rembrandts „Isaaks Opferung” handelt es sich um eine Schenkung des gebürtigen Delvers Wilhelm Dusch, Kiel, aus dem Jahre 1904.

Zu dem hübschen Bild des Kircheninnern tragen wesentlich drei von der Holzbalkendecke hängende Votivschiffe bei. „Gott zu Ehren und der Kirche zur Zierde” übergaben im Jahre 1783 Mitglieder der früheren Delver Schiffergilde der Kirche die Eindeckskorvette „Goldne Hirsch”, kanonenbestückt und mit drei Masten. Nach der Schenkung der Dreimastbark „Emanuel”, 1877, geriet die alte Gilde aus dem öffentlichen Blick-feld; sie ging Ende des 19. Jahrhunderts ein. Ein imposanter Kronleuchter aus venezianischem Glas von 1795 war vor Beginn des II. Weltkrieges nach Kiel in das Thaulow–Museum zur Restaurierung gebracht worden. Er wurde 1944 durch einen Bombenangriff auf die Kieler Innenstadt zerstört. Seinen Platz schmückt seit 1953 der Viermaster „Ora et Labora”, benannt nach der am 7. Februar 1892 vor Bornholm untergegangenen Galiote des Delver Kapitäns Hans Hinrich Coltzau II. Dieses Schiff stifteten einige Handwerker des Dorfes.

 

Der Glockenturm

Nur wenige Meter südwestlich der Kirche ist der Glockenturm errichtet. Es handelt sich um einen schwach konischen Holzbau mit Kegeldach, das im Jahre 1981 aufgrund einer großzügigen Spende eines Sohnes des früheren Delver Lehrers Dieckmann mit Holzschindeln vollständig neu eingedeckt wurde. Auf der Wetterfahne sind die Jahreszahlen 1828 und 1981 eingearbeitet.

Der Turm beherbergt zwei Stahlglocken, die im Jahre 1924 für die beiden im I. Weltkrieg abgelieferten Bronzeglocken angeschafft und geweiht wurden. Die größere Glocke, auf den Ton fis gestimmt, trägt die Inschrift: „Wir gaben die Bronze zu Deutschlands Wehr 1917 — Wir nehmen nun Stahl zu des Herrgotts Ehr’ 1924”. Die kleine Glocke, auf den Ton a gestimmt, trägt die Inschrift „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’ — Delve 1924”. Beiden Glocken sind ein schöner Klang und ein weit hörbarer Schall zu eigen. Das Geläut wird elektrisch betrieben.

Am 2. Januar 2011 werden in einem Festgottesdienst in der St. Marienkirche zwei neue Bronzeglocken von der Glockengießerei Perner aus Passau geweiht. Die kleine Glocke wiegt 448 kg und ist auf den Nominalton b gestimmt, die große Glocke wiegt 677 kg und ist auf den Nominalton g gestimmt. Sie kosten 35.000 Euro

 

 

 

 

Außenanlage

Der die Kirche umgebende Hof, bis 1844 gleichzeitig als Friedhof genutzt, ist von einem Wall mit größeren Feldsteinen umgeben. Auf seinem südlichen Teil wurde 1883 ein Schulgebäude errichtet, das heute Wohnzwecken dient.

 

 

Über die Gründung der Delver Kirche

Ein Pferd bestimmte den Bauplatz

 

Die Delver Kirche hat eine eigene bedeutsame Geschichte. Sie ist etwa 800 Jahre alt und damit eine der ältesten Kirchen Dithmarschens. Das alte Kirchspiel Delve wird erstmalig in einer Urkunde von 1281 erwähnt.

Der aus Wöhrden in Dithmarschen stammende Geschichtsschreiber Neocorus (1552-1630) geht in seiner Chronik auf die Lage der Delver Kirche ein.

Delve hatte sich einst mehr nach Norden erstreckt und an der Eider eine große Marsch gehabt. Hier lagen die Dörfer Hemmerveld, Langendiekstad, Nordsteden, Oesterwische und Wurthemme. „Der Marschleute sollen ungleich mehr gewesen, denn der Geestleute”. Geest und Marsch einigten sich zu Anfang des 13. Jahrhunderts, gemeinsam eine Kirche zu bauen. Der Sage nach soll aber unter den Einwohnern von Geest und Marsch Uneinigkeit über den Ort des zu errichtenden Gotteshauses bestanden haben. Man einigte sich dahingehend, auf einem Pferd ein Marienbild zu befestigen und das Tier am Abend zum Grasen freizulassen. Wo es sich am nächsten Morgen aufhalten würde, dorthin wollte man die Kirche bauen. Auf diese Weise fand man die Stelle, denn das Pferd stand an einem Ort, der als „eine dicke Brooke van Büscher und Dornen, de man mit groter Macht storten und werpen möten” beschrieben wurde.

Findlinge wurden auf der nahen Geest gesammelt, herbeigeschafft und das Mauerwerk aus vielen großen und kleinen Steinen errichtet.

In Erinnerung hieran wird auch heute noch im Delver Kirchensiegel das Bild der Maria mit dem Christuskind auf einem Pferde sitzend geführt.

 

 

© Ingo Wichmann, Eiderblick 18, 25788 Delve (Januar 2016)

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